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Die Wirkung des Spruchs
zielt darauf, einen Gefangenen zu befreien. Neben einem konkreten Befreiungsanliegen
aus der Gefangenschaft könnte dieser Spruch aber auch auf die Heilung
einer körperlichen Lähmung zielen. Um diese Wirkung zu erreichen,
wird in den ersten drei Zeilen auf eine Sagengeschichte referiert, welche
als Vorlage für die gewünschte Veränderung gelten soll.
Die letzte Zeile, die übrigens Endreim aufweist, bildet eine doppelte
Beschwörung, mit der die beabsichtigte Handlung auf den konkreten
Fall übertragen wird.
Bei den in der ersten Zeile erwähnten Idisen muss es sich um weise
Frauen handeln, die sich durch besondere Fähigkeiten ausweisen. In
einem altenglischen Merkspruch aus den Maxims
II (Z.43) wird den ides explizit geheimes Wissen (dyrne
cræfte) zugesprochen. Idisen wurden gelegentlich auch als Vertreterinnen
des Matronenkultes gedeutet.
Problematisch ist die Lesart von duoder. Da diese Zusammensetzung
nirgendwo sonst belegt ist, könnte es sich dabei auch um zwei Wörter
duo (dahin) und der (dorthin) handeln und sich somit auf
die verstreuten Standorte der drei Idisengruppen beziehen würde.
Als weiteres Problem sei haptbandum der letzten Zeile angeführt.
Im Manuskript ist dieses Wort durch einen Zeilenbruch getrennt. Hapt
und bandum an sich ergeben jedoch auch Sinn in der Form: (Entspringe),
Gefesselter, den Banden!
Diese Unsicherheiten beim Verständnis des Textes sind darauf zurückzuführen,
dass die Schreiber Wortfolgen und Worttrennung häufig willkürlich
und ohne deutliche Kennzeichnung vornahmen. Auch andere Lesehilfen, wie
Interpunktion waren im Mittelalter nicht geläufig.
(Hinweise zur Übersetzung
und Interpretation stammten dankenswerterweise von Jana
Tosic)
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